Das Ensemble Bandoneo spielt eine eigenwillige Neuinterpretation des Tango Argentino. Statt nostalgischer Reproduktion steht die musikalische Auseinandersetzung im Vordergrund: Authentischer Tango Nuevo trifft auf improvisatorische Freiheit und elektrifizierte Klangwelten.

Der Bandoneonist Norbert Kotzan, der sein Handwerk in den Orchestern von Buenos Aires erlernte, bildet das traditionelle Fundament des Quartetts. Doch dieses Fundament wird bewusst aufgebrochen und in einen neuen Kontext gestellt. Die Band verzichtet auf die im „Electrotango“ üblichen Backing-Tracks und setzt stattdessen auf Interplay und live generierte Sounds.

Gitarrist Jochen Seiterle nutzt sein Instrument als Klanglabor: Mit Effekten und einer stilistischen Bandbreite zwischen Django Reinhardt und Jimi Hendrix kontrastiert er die lyrische Dichte des Bandoneons. Rhythmisch getragen wird das Set von Tobias Stolz an den „Hybrid Drums“ – einer Kombination aus akustischem Schlagzeug und elektronischen Triggern – sowie von Bogdan Alexander, der in einer technisch anspruchsvollen Doppelrolle Piano und Bass-Synthesizer gleichzeitig bedient.

Das Ergebnis ist eine Fusion, die Genregrenzen ignoriert. Mal sphärisch, mal druckvoll verzerrt, aber immer im direkten Dialog der Instrumente. Ein Abend für Hörer, die den Tango nicht als Museumsstück, sondern als lebendiges Material für klangliche Experimente begreifen.